Das Thema Eindecken wird unter Pferdehaltern häufig diskutiert. Ob und wann ein Pferd eine Decke braucht, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Fellbeschaffenheit, Haltung (Offenstall oder Box), Gesundheitszustand, Trainingspensum und natürlich der Außentemperatur.

Pferde haben eine hervorragende Thermoregulation, sie können sich über ihr Fell und die Hautdurchblutung sehr gut an wechselnde Temperaturen anpassen. Dennoch kann das Eindecken in bestimmten Situationen sinnvoll sein, etwa bei geschorenen Pferden, älteren Tieren oder empfindlichen Rassen mit wenig Unterhautfett.

Richtwerte für das Eindecken nach Temperatur und Schergrad

Außentemperatur Unrasiertes Pferd (Naturfell) Teilschur (z. B. Jagd-, Biberschur) Vollständig geschorenes Pferd Empfohlene Deckenart
> +15 °C Keine Decke Keine Decke Keine Decke
+10 °C bis +15 °C Keine Decke Keine oder leichte Abschwitzdecke nach dem Reiten Leichte Regendecke (50–100 g) Regendecke / Übergangsdecke
+5 °C bis +10 °C Keine oder dünne Regendecke bei Regen Übergangsdecke (100 g) Decke mit 100–150 g Füllung Übergangsdecke, evtl. mit Halsteil
0 °C bis +5 °C Regendecke bei Nässe/Wind 150–200 g Decke 200–250 g Decke Thermo-/Winterdecke
–5 °C bis 0 °C 100 g Decke bei empfindlichen Pferden 200–250 g Decke 300 g Decke Warme Winterdecke
< –5 °C 150 g Decke nur bei sehr empfindlichen Pferden 250–300 g Decke 350 g oder mehr Winterdecke mit Halsteil

Weitere Faktoren beim Eindecken

Faktor Bedeutung / Empfehlung
Haltungsform Offenstallpferde haben durch ständige Bewegung eine bessere Eigenwärmeproduktion als Boxenpferde. In Offenställen eher zurückhaltend eindecken.
Training & Schur Sportpferde mit Schur schwitzen stark und benötigen Decken, um nach dem Training nicht auszukühlen.
Alter & Gesundheit Alte oder kranke Pferde frieren schneller und profitieren oft von einer leichten bis mittleren Decke.
Fellwechsel Im Übergang Frühjahr/Herbst ist das Fell empfindlich – lieber kurzzeitig dünne Decken als zu starkes Frieren oder Schwitzen.
Feuchtigkeit & Wind Regen und Wind erhöhen den Kältefaktor deutlich – eine wasserdichte, atmungsaktive Decke ist dann Pflicht.

Scheren oder nicht scheren?

Ob ein Pferd geschoren werden sollte, hängt stark vom Trainingsniveau und der Haltung ab.

Argumente für das Scheren Argumente gegen das Scheren
Schnellere Trocknung nach dem Reiten Natürliches Fell schützt vor Kälte und Nässe
Pferd schwitzt weniger im Training Mehr Aufwand durch tägliches Eindecken
Saubereres Fell, hygienischer bei Boxenhaltung Risiko von Unterkühlung bei falscher Deckenwahl
Ideal bei Sport- oder Turnierpferden Weniger geeignet bei Offenstall- oder Freizeitpferden

Faustregel:

  • Freizeitpferd im Offenstall: lieber nicht scheren, eventuell nur Hals/Brustbereich leicht trimmen.
  • Sportpferd mit regelmäßigem Training: Schur ist sinnvoll, erfordert aber konsequentes Eindecken.

Das richtige Eindecken ist kein starres Schema, sondern eine individuelle Entscheidung.
Wichtiger als die Außentemperatur allein sind Wind, Feuchtigkeit, Schurgrad, Haltung und das individuelle Wohlbefinden Ihres Pferdes.
Beobachten Sie Ihr Pferd genau: Ein frierendes Pferd zieht den Schweif an, zittert oder steht verkrampft – ein schwitzendes Pferd zeigt dunkle, feuchte Stellen unter der Decke.

Das Ziel ist immer: Wohlfühlen statt Überhitzen.