Der Einstieg in den Turniersport ist für viele Reiterinnen und Reiter ein bedeutender Schritt: Die tägliche Arbeit mit dem Pferd bekommt ein konkretes Ziel, Fortschritte werden messbar – und das Zusammenspiel von Mensch und Tier rückt in den Fokus eines fairen sportlichen Wettbewerbs. Doch ein Turnierstart beginnt nicht am Prüfungstag, sondern viele Wochen vorher – mit einer guten Vorbereitung, einem durchdachten Trainingsaufbau und dem Verständnis für die Anforderungen, die der Turniersport an Pferd und Reiter stellt.

Bevor es überhaupt auf ein Turnier geht, sollten die formalen Voraussetzungen geklärt sein. Wer an einem offiziellen Turnier gemäß LPO (Leistungsprüfungsordnung) teilnehmen möchte, benötigt eine Jahresturnierlizenz, die über die FN beantragt wird. Für viele Prüfungen ist zudem ein Reitabzeichen Voraussetzung – in der Regel mindestens RA 5. Auch das Pferd muss ordnungsgemäß registriert und bei der FN eingetragen sein. Der Impfschutz (v. a. Influenza) muss lückenlos nachweisbar sein und wird auf vielen Turnieren stichprobenartig kontrolliert. Gerade für Reiter, die erste Erfahrungen sammeln möchten oder mit jungen Pferden starten, bieten sich Wettbewerbe nach WBO (Wettbewerbsordnung Breitensport) an – sie sind oft niederschwelliger und benötigen keine Turnierlizenz.

Die eigentliche Turniervorbereitung beginnt jedoch im Stall, lange bevor Nennungsschluss ist. Wer strukturiert trainiert und frühzeitig die Anforderungen der geplanten Prüfungen berücksichtigt, kann nicht nur besser einschätzen, ob das gewählte Niveau realistisch ist, sondern gibt auch dem Pferd die nötige Sicherheit. Für Dressurprüfungen heißt das: Übergänge, Linienführung, exakte Hufschlagfiguren und eine korrekte Anlehnung sollten zum selbstverständlichen Repertoire gehören. Für Springprüfungen sind Rhythmus, Rittigkeit und das sichere Anreiten auf Distanzen entscheidend – der Kurs darf nicht zur Belastung werden, sondern soll das Ergebnis sorgfältiger Gymnastizierung sein.

Ein guter Trainingsplan berücksichtigt außerdem die Phasen der Regeneration. Ein übertrainiertes, mental müdes Pferd kann keine Leistung bringen – Abwechslung durch Ausritte, Longenarbeit oder Freispringen stärkt das Vertrauen und bringt Leichtigkeit ins Training. Wer zudem regelmäßig Turnierbedingungen simuliert – etwa durch fremde Hallen, Turnierkleidung oder Trainingsstarts – kann typische Stressfaktoren frühzeitig abmildern.

Der Tag des Turniers selbst verlangt Organisation und Ruhe. Am Vortag sollten alle wichtigen Dinge vorbereitet werden: Papiere, Kleidung, Sattelzeug, Pflegeutensilien, Futter, Wasser und bei Bedarf ein Notfall-Set. Wer früh genug am Veranstaltungsort ist, gibt dem Pferd Zeit, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Hektik überträgt sich fast immer negativ – sowohl im Abreitebereich als auch im Viereck oder Parcours. Stattdessen hilft ein klarer Ablauf: rechtzeitig satteln, konzentriertes Abreiten, innerlich zur Ruhe kommen. Und im besten Fall: den Moment genießen. Auch wenn nicht jeder Ritt fehlerfrei gelingt – jedes Turnier ist eine wertvolle Erfahrung für Mensch und Pferd.

Nach dem Start gilt: Pferd versorgen, reflektieren, verbessern. Was hat gut funktioniert? Was war zu Hause besser? Was kann man mit ins nächste Training nehmen? So wird jedes Turnier – unabhängig von der Platzierung – ein Baustein auf dem Weg zu einer partnerschaftlich geprägten Reitkarriere.

Turnierreiten bedeutet Verantwortung: für das Pferd, für den Sport und für das eigene Handeln im öffentlichen Raum. Wer fair, pferdegerecht und mit System an den Start geht, beweist Haltung – auf dem Platz und darüber hinaus.