Der Frühling bringt für viele Pferde die ersehnte Weidesaison, doch bevor sie sich auf die grünen Weiden stürzen, ist es wichtig, sie langsam an das frische Gras zu gewöhnen. Das sogenannte „Anweiden“ ist entscheidend für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Pferde, da der Verdauungstrakt nach den Wintermonaten nicht auf die hohe Menge an frischem Gras vorbereitet ist. Ein zu schnelles Hineinführen in die Weide kann zu Verdauungsproblemen oder schweren gesundheitlichen Komplikationen führen. Besonders das eiweißreiche, zuckerhaltige Gras im Frühling kann Verdauungsstörungen und Koliken verursachen. Ebenso stellt der hohe Zuckergehalt des Grases bei empfindlichen Pferden ein Risiko für Hufrehe dar. Um diese Risiken zu minimieren, ist es wichtig, das Anweiden langsam und schrittweise durchzuführen.

Langsame Gewöhnung ist der Schlüssel

Die wichtigste Regel beim Anweiden lautet, das Pferd langsam an das Gras zu gewöhnen. Beginnen Sie mit kurzen Weidezeiten von 15 bis 30 Minuten. In den ersten Tagen sollte das Pferd nicht zu viel frisches Gras fressen, sondern sich behutsam daran gewöhnen. Steigern Sie die Weidezeit allmählich, indem Sie täglich 15 bis 30 Minuten mehr hinzufügen. Achten Sie darauf, das Pferd während des Anweidens genau zu beobachten und bei ersten Anzeichen von Verdauungsproblemen wie Blähungen oder Durchfall sofort zu reagieren. Wenn nötig, verkürzen Sie die Weidezeiten oder holen Sie das Pferd von der Wiese.

Die richtige Weidequalität beachten

Dabei spielt auch die Qualität der Weide eine wichtige Rolle. Frisches Gras im Frühling enthält oft einen hohen Anteil an Zucker und Eiweiß, was für Pferde mit bestimmten gesundheitlichen Problemen gefährlich sein kann. Besonders Pferde, die zu Hufrehe neigen oder Stoffwechselstörungen wie Insulinresistenz haben, sollten langsam und mit Vorsicht an die Weide gewöhnt werden. Stellen Sie sicher, dass die Weide keine zuckerreichen Pflanzen wie Klee enthält und dass Unkraut wie Jakobskreuzkraut entfernt ist, da dieses für Pferde giftig sein kann. Wenn möglich, wählen Sie für empfindliche Pferde weniger saftige Wiesen, um die Risiken zu verringern.

Pferde individuell anweiden

Ein wichtiger Punkt beim Anweiden ist auch die individuelle Anpassung. Jedes Pferd reagiert unterschiedlich auf das frische Gras. Jüngere Pferde sind oft neugieriger und können schneller viel Gras fressen, daher ist hier eine intensivere Kontrolle erforderlich. Ältere Pferde oder solche mit Verdauungsproblemen sollten besonders vorsichtig und langsam an die Weide gewöhnt werden. In diesen Fällen kann es sinnvoll sein, das Pferd zunächst nur für kurze Zeit auf eine weniger saftige Weide zu stellen. Bei Pferden mit bekannten Stoffwechselerkrankungen ist eine noch vorsichtigere Herangehensweise notwendig. In solchen Fällen empfiehlt es sich, einen Tierarzt zu Rate zu ziehen.

Beobachtung und Gesundheit während des Anweidens

Während des gesamten Anweidens ist eine regelmäßige Beobachtung wichtig. Achten Sie auf Veränderungen im Kot, wie etwa weichen Kot oder Durchfall, und ziehen Sie im Zweifelsfall sofort einen Tierarzt hinzu. Auch der Zugang zu frischem Wasser sollte jederzeit gewährleistet sein, besonders nach der Weidezeit. Vermeiden Sie es, das Pferd sofort nach dem Anweiden zu überanstrengen. Geben Sie ihm genügend Zeit, sich an das frische Gras zu gewöhnen, und steigern Sie die Aktivität langsam.

Weidepflege für eine gesunde Saison

Nicht nur das Pferd braucht Aufmerksamkeit, sondern auch die Weide. Halten Sie die Weide sauber, indem Sie regelmäßig Kot absammeln, um das Wachstum des Grases zu fördern und das Risiko von Krankheiten zu minimieren. Eine gute Pflege der Weide ist entscheidend für eine nachhaltige Weidesaison. Überweiden Sie die Fläche nicht, sondern nutzen Sie bei Bedarf unterschiedliche Weideflächen und lassen Sie das Gras nachwachsen. Wenn nötig, können Sie die Weide nach dem Anweiden auch nachsäen oder düngen, um die Grasqualität zu erhalten.

Fazit: Mit Geduld und Aufmerksamkeit zur gesunden Weidesaison

Insgesamt ist das richtige Anweiden ein wichtiger Schritt, um die Weidesaison gesund zu beginnen. Mit einer langsamen Gewöhnung, der richtigen Weidepflege und einer genauen Beobachtung können Sie sicherstellen, dass Ihr Pferd die frische Wiese ohne gesundheitliche Probleme genießen kann. Passen Sie das Anweiden individuell an das Pferd an und achten Sie stets auf Anzeichen von Verdauungsstörungen oder anderen gesundheitlichen Problemen. So steht einer gesunden und erfolgreichen Weidesaison nichts mehr im Weg.