Beim Hund ist der Hörsinn recht gut ausgebildet. Er nimmt zum Teil Frequenzen wahr, die für das menschliche Ohr nicht hörbar sind (Beispiel: Hundepfeife).
Das Hörorgan gliedert sich in das Außen-, Mittel- und Innenohr, wobei man mit bloßem Auge nur Einblick in den äußeren Gehörkanal bekommt. Letzterer beginnt am Ohrmuschelansatz mit verschiedenen Knorpelfalten und endet am Trommelfell, wobei der Kanal viel länger ist als beim Menschen und einen „Knick“ auf circa der halben Länge macht. Mit Hilfe eines Othoskops kann der Fachmann bis zum Ohrgrund einsehen und gegebenenfalls krankhafte Zustände erkennen.

Dabei handelt es sich bei unseren Vierbeinern meist um Ohrentzündungen (= Otitiden), die ein- oder beidseitig, akut oder chronisch auftreten können. Als Ursache kommen Parasiten, Fremdkörper oder innere körperliche Faktoren in Frage.

Die Veränderungen fallen dem Tierbesitzer meist erst durch übermäßiges Schütteln oder Kratzen der Ohren, Sekretabsonderungen, gerötete Ohrmuscheln, unangenehmer Geruch, Schmerzen bei Berührung oder allgemeine Unruhe auf; die Entzündung besteht dann oft schon einige Zeit.

Handelt es sich um ein akutes Geschehen, so sind meist Fremdkörper, Bakterien oder Pilze die Grundursache. Bei wiederkehrender Problematik sollte auch an eine hormonelle, allergische oder tumoröse Komponente gedacht werden. Chronische Ohrentzündungen können zu einer Verengung des äußeren Gehörgangs führen, was sehr schmerzhaft ist und die Luftventilation im Ohr erheblich einschränkt.

Bekannteste und gefürchtetste Fremdkörper sind die sogenannten Grannen (= trockene Pflanzenoberteile), die sich durch ihre Widerhaken bis zum Trommelfell und tiefer vorarbeiten können und manuell entfernt werden müssen.

Ohrmilben führen zu starkem Juckreiz und bräunlich-trockenem Sekret. Bei den Bakterien handelt es sich um Stäbchen- oder Kokkenbakterien, kombiniert oder verkompliziert durch Hefepilze. Hierbei ist eine adäquate lokale Behandlung in den meisten Fällen ausreichend.
Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann ebenso wie verschiedene Allergene zu Entzündungsreaktionen an den Ohren führen; die Grunderkrankung sollte diagnostiziert und behandelt werden.

Wichtig ist eine frühzeitige Erkennung und Bekämpfung des Problems, bevor es sich auf Mittel- oder sogar Innenohr ausweiten kann. Dies ist insofern dramatisch, als dass die Infektion ins zentrale Nervensystem aufsteigen und zu Gleichgewichtsstörungen und schwerwiegenden Gehirnentzündungen führen kann. Eitrige Entzündungen müssen immer mit einem Antibiotikum behandelt werden, damit es nicht zu einer Ausbreitung des Erregers im Körper kommt.

Stellen Sie also eines der oben genannten Symptome bei Ihrem Tier fest, so sollten sie dieses unverzüglich Ihrem Tierarzt vorstellen. Regelmäßige (Nach-)Kontrollen sind ratsam, besonders bei chronischen Ohrentzündungen. Im Handel befindliche Ohrreiniger dienen der Prophylaxe, um das Ohr sauber und vor allem trocken zu halten, damit sich möglichst erst gar keine Parasiten ansiedeln können.